Feature – Rückblick zum 10. „eft“-Roundtable Wirtschaftsdialog

Foto: Willy Laux

Offen, ehrlich und transparent diskutierten knapp zwei Dutzend Experten und Tankstellenbetreiber aktuelle und zukünftige Herausforderungen sowie Lösungsansätze. Eingeladen hatte die „Einkaufsgesellschaft freier Tankstellen“ („eft“) – zum offenen Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe.

Für eine gemütliche Atmosphäre sorgten Andreas Strömer und sein Team von „Stracke Ladenbau“ in Dessau. Der Organisator und Moderator des „Roundtables“, Harald Wilhelm, erklärte das Konzept des Wirtschaftsdialogs so: „Seit zehn Jahren bringen wir mehrmals jährlich Branchenvertreter zusammen. Der Ablauf ist bewusst frei von festen Zeitvorgaben gestaltet, um einen lebendigen Austausch zu fördern und echten Dialog zu ermöglichen. Nur so können die verschiedenen Akteure unserer Branche von- und miteinander lernen.“

Digitalisierte Buchhaltung

Die bevorstehende elektronische Meldepflicht für B2B-Rechnungen sorgt bei vielen Kaufleuten für Unsicherheiten. Dabei ergeben sich laut Steuerberater Marcel Kossira („Contax Steuerberatungsgesellschaft“) nach den notwendigen Prozessanpassungen auch große Chancen. „Die digitale Verarbeitung spart langfristig Zeit, erleichtert Geschäftsprüfungen und ermöglicht wieder mehr Fokus aufs Tagesgeschäft“, so Kossira. Derzeit sei es entscheidend, die eigenen Systeme auf die Verarbeitung von E-Rechnungen auszurichten. „Derzeit arbeiten wir daran, den Prozess weiter zu automatisieren, sodass nach dem Monatsabschluss alle relevanten Daten vollständig an den Steuerberater übermittelt werden können. Das spart beiden Seiten erheblich Zeit“, erklärte Kossira. „Zudem ermöglicht künftig KI-Unterstützung die automatische Zuordnung von Warengruppen und die Unterscheidung verschiedener Mehrwertsteuersätze. Digital archivierte Belege benötigen darüber hinaus mit entsprechender Verfahrensdokumentation keinen physischen Ablageplatz.“

Bargeldlogistik

Andreas Kirch, Vertriebsleiter bei „Soltrx Transaction Services“, präsentierte eine automatisierte Bargeldlogistiklösung zur Reduzierung von Einbruch-, Überfall- und Unterschlagungsrisiken. „Wir bringen die Bank zu Ihnen. Ab dem Zeitpunkt der Einzahlung gehe das Haftungsrisiko auf das Bankinstitut über. Der Geldwert wird dem Geschäftskonto direkt gutgeschrieben, was die Liquidität im Unternehmen absichert. Bargeldeinzahlungen in der Filiale und damit verbundenes Risiko sowie der Zeitaufwand entfallen“, erklärt Kirch. „Das Gerät erkennt Falschgeld. Die Abholung der Barmittel erfolgt bedarfsorientiert, wodurch sich die Gesamtkosten in einem vertretbaren Rahmen halten.“ Die Systemlösung ist in verschiedenen Tresorgrößen verfügbar, erfordert jedoch ein Referenzkonto bei der „Commerzbank“.

Digital-Out-Of-Home

Mit „dooh-it“ präsentierte Lars Miketta, Projektleiter und Sales Manager der „PWM GmbH & Co. KG“, ein All-in-one-System für digitale Werbung am Point of Sale, das speziell für den Einsatz an Tankstellen entwickelt wurde. „Bewegte Werbung kann Aufmerksamkeit schnell und nachhaltig binden. Angebote lassen sich flexibel an das Tagesgeschäft anpassen und in Echtzeit aktualisieren. Über den Web-Browser gesteuert, ermöglicht das System die Live-Bearbeitung von Inhalten, die Planung ganzer Kampagnen und die direkte Preisänderung am Point of Sale – ganz ohne externe Dienstleister“, erläutert Miketta. Zudem lasse sich auf Mediendatenbanken wie den „MCS-Connector“ zugreifen. „Wer Fremdwerbung zulässt, kann den Dienst vergünstigt nutzen. Wir empfehlen den Einsatz geeigneter Digital-Signage-Bildschirme, da herkömmliche Monitore für den Dauerbetrieb eher ungeeignet sind. Zusätzlich können die Werbeinhalte auch im Außenbereich ausgespielt werden, beispielsweise auf dem Forecourt oder an E-Ladesäulen“, so Miketta.

Smarte Store-Konzepte

Eine Führung durch die Hallen von „Stracke Ladenbau“ und ein reichhaltiges Buffet rundeten den ersten Teil der Veranstaltung ab. Im Anschluss wies der geschäftsführenden Gesellschafter Andreas Strömer auf die Notwendigkeit hin, das Shop-Geschäft zukunftsfähiger aufzustellen. Außerdem seien gut geplante Abläufe sowie qualifiziertes Personal für den Erfolg unerlässlich. Klare Produktsortierung und zurückhaltende Aktionsbeschilderung würden eine aufgeräumte und damit einladende Atmosphäre im Shop schaffen. Besonderen Fokus legte Strömer auf Self-Checkout-Systeme und Order-Terminals: „Aktuell sind Umsätze und Margen für Betreiber zufriedenstellend. Neue Konzepte und rechtzeitige Investitionen in die Zukunft sichern den Tankstellen auch in Zukunft gute Absätze“, so Strömer. Ladeflächen könnten außerdem hybrid genutzt werden: etwa mit Verkaufsautomaten für den 24-Stunden-Betrieb und einem Bistro nur in Stoßzeiten.

Einblick mit Weitblick

Neu im Programm war der praxisnahe Erfahrungsbericht von Sebastian Weise. Der Unternehmer und Eigentümer des Familienbetriebs „Wasch- und Tankcenter Weise GbR“ in Bernau bei Berlin wuchs im Betrieb seines Vaters auf und führt diesen nun in eigener Verantwortung weiter. Anschaulich und voller Hingabe berichtete Weise von umgesetzten Maßnahmen am eigenen Standort: Investitionen, wie die Modernisierung seines Waschparks hätten sich bewährt. Im Shop ersetzte Herr Weise das Kaugummi-Regal kurzerhand durch E-Shishas. „Das Sortiment bezahlt inzwischen zwei Mitarbeiter-Gehälter. Die Lottoannahme und ein breites Tabak- und Zigarettensortiment decken zwei weitere Gehälter ab“, so der Kaufmann. Trotz großer Leidenschaft sieht Weise die Zukunft seiner Tankstelle differenziert: „Als Arbeits- oder Ausbildungsplatz ist die Tankstelle heute kaum noch attraktiv.“ Die Zukunft liege in der Automatisierung. So überprüfe er seine Prozesse regelmäßig und hinterfrage die Wirksamkeit am eigenen Standort. „Auch wenn viele Kunden anfangs mit technischen Lösungen hadern, werden sich diese langfristig durchsetzen. Bis dahin tue ich viel dafür, dass sich unsere Kunden bei uns wohlfühlen. Ich freue mich, wenn wir für viele zur persönlichen Lieblingstankstelle werden. Dafür setze ich mich jeden Tag ein“, so Weise.

Austausch und Inspiration

Zum Abschluss zeigte sich Harald Wilhelm zufrieden und hob nochmals den offenen Charakter der Veranstaltung hervor: „Jeder kann hier teilnehmen. Großunternehmer mit zahlreichen Tankstellen ebenso wie Betreiber mit nur wenigen Standorten. Gerade diese heterogene Zusammensetzung sorgt für neue Impulse.“ Die Teilnehmer äußerten sich wertschätzend und dankbar über den Austausch und die gewonnenen Erkenntnisse. „Man fühlt sich verstanden. Fragen und Probleme wurden hier offener und ehrlich diskutiert. Das ist so in unserer Branche einzigartig“, beschrieb ein Teilnehmer seine Eindrücke. Auch der Geschäftsführer des „Bundesverband freier Tankstellen“, Daniel Kaddik, bewertete die Ergebnisse positiv. Weitere „Roundtables“ finden im September in Konstanz und im November November in Oyten bei Bremen statt.

Text: Willy Laux; Fotos: Willy Laux


Einige Eindrücke:

www.eft-service.de

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